Christina zu Mecklenburg

 

DUALE II „Vernetzungen“

Christina zu Mecklenburg,
Bonner Generalanzeiger, 2007

„Kunst in unterschiedlichen Kontexten erleben“ heißt die Devise der inzwischen traditionellen Gemeinschaftsaktionen von Galeristin Linde Trottenberg und Kunstvermittlerin Claudia Pfefferkorn – Schreiber. Für ihr aktuelles Projekt „Duale II“ oder „Kunstspaziergang zwischen zwei Welten“ hat das bewährte Gespann die in Düsseldorf und Mülheim lebende Hilli Hassemer, Sprößling von Nan Hoover (Kunstakademie Düsseldorf).

Ihre delikate und teils arglistige „Vernetzung“ von eher musealem Gelände und privatem Interieur sorgt für Kick, Spannung und Amüsement. An dicht beieinander gelegenen Kunstorten greift eine pfiffige Inszenierung, die insgesamt mit Erwartungen und Überraschungen spielt. Grundfigur der aktuellen Acrylgemäldeserie bildet ein klecksförmiges Gebilde, das in der Regel in einem zweiten Anlauf umklammert wird von sorgsam gezogenen Linienrastern. In Kurzzitaten aus der gestischen Malerei und grafischen Standartstrukturen verdichtet sich ein fantasievoll ausgebeutetes Duell zwischen Regellosigkeit, Impulsivität und Systematik, Ordnung, Akribie.

Vage Berührungspunkte mit Polkes berüchtigter Chemieküche offenbart eine Mischtechnik, die mit ausgekochten Geheimrezepturen auf Lackbasis operiert. Was im eher musealen Ambiente verblüfft, sind die schillernden Metamorphosen oder gleichsam die blauen Wunder eines an sich simplen Fleckens oder Farbergusses. Abgesehen von unterschiedlichen vibrierenden Farbenklima, divergierenden Volumina legt das wolkenartige Geflecht mitunter barocke oder romantische Konnotationen, designähnliche Kennzüge, figurative Verzerrungen und netzähnliche Strukturen an den Tag.

Die aktiv im Hintergrund wirkende Kulisse von vorhang- oder tapetenverwandten Streifen, Karos und Netzmustern erweckt die 1966 in Gau – Algesheim geborene Malerin in süffisanter Manier im Privatissime (Eß- und Arbeitszimmer) von artpromotion zum Leben. Als ob sie als Auftragskunst für dieses Interieur geschaffen sein, korrespondieren Farben und Formen scheinbar mit Möbeln, Gegenständen, Gartenausblicken, architektonischen Eigenheiten. Geistreiche Titel wie „Ein Hemd bügelt das andere“ oder „Zur Weißglut erhitztes, modernes Geistesleben“ verweisen darauf, daß die einfühlsame Konzeption durchaus „Löcher im System“ aufzeigt.

Zurück zu Texte…